Über das Zeichnen mit Buntstiften (oder besser: Künstlerfarbstiften)

Zeichenmethoden

Das wesentlich von Buntstiften ist, dass sie transparent und durchscheinend sind. Man kann keine Farben mit den Stiften überdecken. Man zeichnet in übereinander gelagerten Farbschichten und lässt die jeweils untere Schicht durchschimmern. So ergibt sich nach und nach ein sehr realistisches und lebendiges Erscheinungsbild. Wie es in der Malerei eben auch oft gemacht wird. Nur hier eben in wesentlich dünneren Farbschichten, die aber auch zu einem Malerisch angehauchten Bild führen können.

Von Hell nach dunkel:

Die Methode, die ich am einfachsten finde ist, die von hell nach dunkel. Man muss erst mal lernen die verschiedenen Farben in einem Motiv sehen zu lernen, d.h. die unterste Farbschicht zu erkennen. Besser gesagt festzustellen welche Farbe man für die Grundierung nimmt. Nehmen wir das Beispiel Apfel. Hier haben wir gelb, darüber lagern wir Orange und erst am Schluss kommen die Rottöne.

Von dunkel nach hell:

Von dunkel nach hell zu zeichnen macht auch manchmal Sinn. Oft werden Farben auch zu dunkel, wenn man mit der hellsten Farbe anfängt. Bei Kirschen oder Beeren macht es manchmal Sinn, finde ich. So schimmern die dunklen Farben unter den helleren durch, die aber dominieren sollen. Das ist schon weit aus schwieriger als von hell nach dunkel zu zeichnen und setzt etwas Erfahrung mit den Stiften und auch mit dem Papier voraus.

Ein gutes Beispiel sind Kirschen. Hier habe ich die dunklen Strukturen mit Sepia und Indischrot ganz vorsichtig gezeichnet. Anschließend bin ich wie immer von hell nach dunkel mit meinen Rottönen drüber gegangen. Zudem habe ich noch etwas Orange reingemischt und der Kirsche dieses Leuchten zu geben, als ob das helle Fruchtfleisch durchschimmern würde.

Entlang von Formen zeichnen:

Da Buntstift ein unglaublich feines Medium sind, arbeiten und denken wir in Formen.  Bei Blüten ist es noch recht einfach. Hier haben wir die feinen, längs förmigen Adern in der Blüte. In die Richtung zeichnen wir. Erst die Strukturen, über die wir anschließend drüber zeichnen, sodass sie durchschimmern.

Noch ein weiteres Beispiel: Fell und Federn. Bei Tierfell wie bei einer Katze stricheln wir wirklich jedes einzelne Härchen nach- immer- in Fellrichtung.

Bei lockigem Fell wie diesem Langhaardackel beispielsweise zeichnen wir erst die Formen der Wellen ein. Diese füllen wir dann wiederum von hell nach dunkel, aber immer in Richtung der Haare.

Bei Vögeln wiederum stricheln wir einzelne Federchen nach.

Beispiel runde Formen:

Schwieriger wird es bei runden Formen ohne klare Struktur.  Nehmen wir das Beispiel Apfel. Hier zeichne ich entlang der runden Form. Dadurch entsteht von vorn herein ein runderes Erscheinungsbild.

„Blending“

Je gröber das Papier, desto mehr sieht man meist noch kleine Löcher im Motiv hervorblitzen. Bei grobem Papier mehr als bei sehr feinem Papier, aber selbst da meist noch. Ich habe lange nach der Übersetzung für das englische Wort „blending“ gesucht, vergeblich. Blending heißt nichts mehr, als die Farbpigmente in das Papier zu reiben und die Papierstrukur zu schließen, zu glätten, damit keine weißen Lücken mehr zu sehen sind. Dazu gibt es mehrere Methoden. Manche Künstler nehmen von vorn herein Malmittel, mit denen mal die Pigmente auflösen und in das Papier malen kann. Da ich diese Technik nur für Hintergründe anwende, möchte ich darauf nicht näher eingehen. Ich stelle hier zwei Methdoden vor:

  1. Verblenden mit weiß. Hier nehmen wir einen weißen Buntstifte, am besten einen härteren wie den der Faber Castell Polychromos oder Caran dÁche Pable Reihe. Mit diesem hellt man die Farben minimal auf, aber wenn man zum Beispiel Glanz auf Fell oder im Auge erzeugen möchte, dann ist das auch der gewünschte Effekt.
  2. Verblenden mit einem sogenannten Splender. Dies sind pigmentlose Stifte mit denen man die Farben „verblendet“, miteinander vermischt und die Pigmente ins Papier reibt und es dadurch glättet.

Das waren auch schon die wesentlichen Grundtechniken des Zeichnens mit Buntstiften. Ich hoffe es war interessant und hilft euch weiter. Klar, es gibt noch viele, viele Techniken, die ich hoffentlich im Laufe der Jahre auch lernen werde und mit euch teilen kann 🙂